Scheffel und der Trompeter von Säckingen

Der Trompeter von Säckingen

Joseph Victor von Scheffel wurde am 16. Februar 1826 in Karlsruhe geboren. Nach dem Jurastudium und der Promotion kam er im Januar 1850 als Rechtspraktikant am Bezirksgericht nach Säckingen. Seine Dienststelle war im ehemaligen Stiftsgebäude (heutiges Polizeigebäude) untergebracht. Er wohnte bei Bürgermeister Anton Leo im "Hallwyler Hof" (das Scheffelhaus, Rheinbrückstraße 48).

Seine Freizeit verbrachte er häufig im Gasthaus "Zum Goldenen Knopf", das damals noch am Münsterplatz stand.

1851 verließ Scheffel Säckingen; 1852/53 unternahm er eine Italienreise, die ihn auch auf die Insel Capri im Golf von Neapel führte. Dort beschloss er, Dichter zu werden, und verfasste den "Trompeter von Säckingen". 1854 erschien das Werk erstmals im Druck, und Scheffels eindrucksvolle Karriere begann.

Scheffels idyllisches, romantisches Versepos traf den Nerv der Zeit. Zwischen 1854 und 1914 erschienen 300 Auflagen mit fast 400.000 Exemplaren. 1873 wurde die Prachtausgabe mit Illustrationen von Anton von Werner herausgegeben.

Scheffel unternahm Fahrten und Wanderungen auf dem Hotzenwald, dem er erst den Namen gab; besonders liebte er den Bergsee. Natürlich gab er auch dem zuvor Schwarzsee genannten künstlichen Gewässer im Wald oberhalb Säckingens seinen Namen.

Der junge Mann begann in seiner Säckinger Zeit mit dichterischen Arbeiten; außerdem entwickelte er eine begabte Liebe zum Malen und Zeichnen. In Säckingen machte Scheffel eine sein ganzes Leben prägende Entdeckung: Franz Werner Kirchhofers Lebensgeschichte, den er als "Trompeter von Säckingen" verewigte.

Kern des bekanntesten Werks Scheffels ist eine wahre Begebenheit aus dem 17. Jahrhundert. Der Säckinger Bürgersohn Franz Werner Kirchhofer (1633 – 1690) heiratete unter beträchtlichen ständischen Schwierigkeiten seine geliebte Maria Ursula von Schönau (1632 – 1691). Die Eltern des des adligen Mädchens residierten im Schloss. Die Vermählung fand 1657 statt. Kirchhofer gelangte in seinem Leben zu beachtlichem Vermögen und Einfluss. Trompete spielte er nicht.

Der Grabstein ist heute in einer Nische am Chor des Münsters angebracht.

Reisen und wechselnde Aufenthalte bestimmten Scheffels Dichterleben. 1860 erkrankte er schwer. Danach lebte er in Karlsruhe. 1864 heiratete er Caroline von Malzen, die Tochter des bayrischen Gesandten am badischen Hof. 1867 wurde sein Sohn Victor geboren.
1875 wurde Scheffel Ehrenbürger von Säckingen, und 1876 erhob ihn der Großherzog aus Anlass seines fünfzigsten Geburtstages in den Adelsstand. 1886 starb Joseph Victor von Scheffel in Karlsruhe.

Joseph Victor von Scheffel
Joseph Victor von Scheffel, 1882
(Quelle: StA Bad Säckingen)

Joseph Victor von Scheffel
Scheffelbüste im Schlosspark, Teil des Scheffeldenkmals auf dem Münsterplatz

Grabplatte Kirchhofer
Grabstein Franz Werner Kirchhofers und seiner Frau

1884 wurde die von Victor Ernst Nessler komponierte Oper "Der Trompeter von Säckingen" in Leipzig uraufgeführt.

1918 drehte der Berliner Filmregisseur Franz Porten mit seinem Team und fast 200 Statisten in Säckingen den gleichnamigen Film. Drehorte waren vor allem die Altstadt und der Bergsee.

In Bad Säckingen genießt Scheffel, wie auch in den anderen Städten seines Wirkens – Karlsruhe, Heidelberg, Radolfzell – große Popularität. 1896 begannen die Bestrebungen zur Errichtung eines Denkmals. 1901 wurde auf dem Münsterplatz das Scheffeldenkmal aufgestellt. Es bestand aus einer bronzenen Scheffelbüste auf einem Granitsockel, jetzt im Schlosspark, einem überlebensgroßen, bronzenen Trompeter und einem Brunnen. Das Denkmal schuf der Münchner Bildhauer F. W. Menges. Die Kosten von 25.000 Reichsmark kamen durch Spenden und einen städtischen Zuschuss zusammen. Sogar Kaiser Wilhelm II. und Friedrich I. von Baden hattengespendet.

1941 fiel das Scheffeldenkmal der Metallspende zum Opfer. Nur die Scheffelbüste konnte gerettet werden. Anlässlich des 100. Geburtstages wurde 1926 in Säckingen ein großes Scheffelfest gefeiert; ein weiteres fand 1976 statt.

Auch in der Gegenwart ist die Verehrung Joseph Victor von Scheffels unbestritten, wenn auch sein literarischer Ruhm verblasst ist. Der Dichter, der den Namen Säckingens in die Welt trug, ist zu einem festen Bestandteil der Stadtgeschichte geworden.

Die Festspielgemeinde führt den "Trompeter" als Schauspiel auf; im Heimatmuseum (Schloss) ist Scheffel ein eigener Raum vorbehalten. Seit 1979 findet alljährlich ein Trompetenseminar statt, und seit 1985 besitzt das Museum eine kostbare Trompetensammlung.

Besuchen Sie unbedingt die Website Trompeter von Säckingen von Hans Fritsche. Sie bietet Ihnen zahlreiche Bilder und Infos zu Scheffel und dem Trompeter.

Über Scheffel, sein Werk und den Trompeter gibt es im Bad Säckinger Stadtarchiv sehr viel interessantes Material, neben vielen Büchern auch Originalfotos des Trompeterfilms u.v.a.

Trompeter von Säckingen
Kleinerer Entwurf für das ehemalige Scheffeldenkmal, heute in einer Nische an der Westseite des Schlosses

Trompeter, neue Darstellung im Schlosspark
Trompeterskulptur von Professor Josef Henselmann im Schlosspark