Geschichte des Stifts Säckingen

Anfänge und Entwicklung

Für die Zeit nach der Klostergründung gibt es keine geschichtlichen Quellen. In der erste urkundlichen Erwähnung übergibt im Jahr 878 Kaiser Karl III. seiner Frau Richgard die beiden Frauenklöster Zürich und Säckingen. Auf diese Urkunde gründete die Elfhundertjahrfeier der Stadt Bad Säckingen 1978.

Die Überlieferung spricht von einem Doppelkloster in Säckingen. Die Gründungszeit und die folgende Entwicklung zum Königskloster lagen wohl im späten 6. und folgenden 7. Jahrhundert; darauf folgte eine Entfaltung mit Gründung von Eigenkirchen in der Umgebung und dem Ausbau des Klosters zu einer ansehnlichen Anlage.

Auf Grund seiner Lage spielte das Stift Säckingen eine bedeutende Rolle in der fränkischen und danach der ottonischen Reichspolitik. Es erhielt Landbesitz am Hochrhein und der Nordschweiz und sicherte damit den Weg vom Rhein in die Ostschweiz.

Die Kaiser und Könige des Mittelalters lebten nicht in Residenzen, sondern zogen mit ihrem ganzen Gefolge durch das Reich und blieben für Tage oder Wochen bei ihren Gastgebern. Um ihre Macht im Reich zu sichern, vergaben die Karolinger den Klöstern und Bistümern große Ländereien und Immunitätsrechte mit eigener Gerichtsbarkeit und entzogen sie so der Einflussnahme regionaler Landesherren. So entstanden politisch unabhängige Gebilde, die dem Kaiser direkt unterstanden und dem Territorialstreben der Fürsten entgegenwirkten. Kaiser Otto der Große verlieh allen Reichsklöstern und Bistümer die volle Immunität. Die Blutgerichtsbarkeit übernahm stellvertretend für das Kloster ein Graf oder Fürst als Klostervogt, was die Machtposition der Klöster im Laufe der Zeit spürbar schwächte.

Die fränkischen Könige siedelten königstreue Leute, Freibauern, an wichtigen Punkten an. Sie unterstanden direkt den König; die Zinspflicht wurde meist einem benachbarten Kloster übertragen. So begann die Besiedlung des südlichen Hotzenwaldes. (Hochsal, Görwihl, auch Mettau/CH u.a.)

962 hielt sich Kaiser Otto der Große nach seiner Kaiserkrönung im Kloster Reichenau auf. Er schenkte aus dem Besitz des Säckinger Stifts dem Kloster Einsiedeln Gebiete am Zürichsee. Im Gegenzug erhielt Säckingen die Schifffahrtsrechte auf dem Walensee und erfuhr dadurch einen großen Bedeutungszuwachs. Nach dem Erwerb der Kaiserkrone wurde der ungehinderte Zugang nach Rom zur Voraussetzung für den Erhalt der kaiserlichen Stellung in einer Zeit aufstrebender Regionalherren.

Auf dem Höhepunkt

Im 11. bis 13. Jahrhundert geriet das Säckinger Stift immer stärker in die Auseinandersetzungen im Reich. Der Konflikt gipfelte in titanischen Streit zwischen Kaiser und Papst um die weltliche Vorherrschaft des Reiches. Im Investiturstreit bestritt der Papst des Kaisers Recht, Bischöfe und Äbte zu ernennen, und nutzte die widerstrebenden Interessen der deutschen Territorialherren gegen den Kaiser. Am Hochrhein herrschte im 11. Jahrhundert der Bischof von Basel, das Stift Säckingen von Albbruck bis Schwörstadt und dazwischen die Grafschaft Rheinfelden, die auf der Seite des Papstes stand.

1056 wurde Rudolph von Rheinfelden Herzog von Schwaben, und die Gegner des Kaisers (Heinrich IV.) wählten ihn zum Gegenkönig.

Nach Beilegung des Streits um die Laieninvestitur im Wormser Konkordat 1122, die natürlich weniger religiöse als vielmehr eine machtpolitische Frage war, beruhigte sich die Lage, doch die Zerrissenheit zwischen den Parteien spaltete und schwächte das Reich nachhaltig.

Die große Zeit des Säckinger Stifts ging mit einem bedeutenden Ereignis zu Ende: Im Jahr 1173 besuchte Kaiser Friedrich Barbarossa Säckingen für einen Hoftag. Die Reichsvogtei über das Stift war vakant, und der Kaiser nutzte die Gelegenheit und trennte die Säckinger Vogtei in zwei Hälften. Die Hoheit über das Gebiet um Glarus und Walensee verlieh er zur Sicherung des Italienzugangs seinem Sohn Otto. Das restliche Gebiet erhielt einer seiner treuesten Männer – Graf Rudolf von Habsburg.

Das Haus Habsburg dehnte in der Folge seinen Besitz und Einfluss auf dem ganzen Hochrhein aus. Das Stift verlor bald seinen Rang als Reichskloster und kam wie die Städte Säckingen und Laufenburg unter habsburgische Landeshoheit. Die Stellung der Äbtissin blieb formal unangetastet und erhielt zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch eine Aufwertung, als König Albrecht die Äbtissin in den Reichsfürstenstand erhob, doch die überregionale Bedeutung des Stifts schwand.

Alter Hof und Nebengebäude
Die heutigen Gebäude des Stiftsbezirks werden von der Caritas genutzt. Der "Alte Hof" vor dem Baum war der Wohnsitz der Äbtissinnen.

Stadtplan
Plan der mittelalterlichen Inselstadt. Der Stiftsbezirk ist hellgrau eingefärbt.
(Skizze: Stadtarchiv Bad Säckingen)

Brunnenabdeckung
Brunnenabdeckung des ehemaligen Stiftsbrunnens

Der Alte Hof
Der "Alte Hof" (links) und der neue Pfarrsaal (rechts)